In einer Welt, in der immer mehr Paare sich scheiden lassen, müssen sich Eltern nach der Trennung an eine neue Realität anpassen, die oft Co-Parenting genannt wird. Co-Parenting bedeutet, dass Eltern weiterhin gemeinsam Verantwortung für ihre Kinder tragen und sich bemühen, eine gute Zusammenarbeit zu pflegen, obwohl sie getrennt sind.
Zunächst sei gesagt, dass es absolut wichtig ist, die eigene Emotionalität, die durch die Trennung entstanden ist, von den Kindern fernzuhalten. Solltest du dich häufig traurig, niedergeschlagen oder kraftlos fühlen, brauchst du vor allem jemanden an deiner Seite, der dich stützt und mit dem du gute Gespräche haben kannst, die dich wirklich weiter bringen und Deine Energie anheben. Das kann eine gute Freundin oder ein guter Freund sein, aber vor allem sollte es jemand sein, der keine eigenen Interessen darin hat, in welche Richtung sich die Kommunikation mit deinem ehemaligen Partner entwickelt.
Beim Co-Parenting gibt es einige Dinge zu beachten, die ich hier einmal in der Kürze darlegen will. Jedoch ist das kein Ersatz für eine persönliche Beratung, da jede Familie sehr individuell ist und es sehr stark darauf ankommt, wie sich die beiden Eltern noch verstehen. Hier kann man mit einem Mediator sehr viel erreichen, um jedwede Emotionalität aus den Entscheidungen, die nun mal zu treffen sind, herausgehalten werden kann.
Hier sind einige Tipps für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zweiter Eltern:
1. Stellt die Bedürfnisse Eurer Kind/er in den Vordergrund
Die Bedürfnisse der Kinder sollten immer an erster Stelle stehen. Das muss man eigentlich nicht sagen, jedoch geschieht es sehr häufig, dass die Verletzungen, die durch die Trennung entstanden sind, zu Unachtsamkeit in der Kommunikation im Beisein der Kinder führen kann. Kinder sollten nicht das Gefühl haben, dass sie in der Mitte des Konflikts zwischen ihren Eltern stehen. Deshalb ist es unabdingbar, Kindern immer zu zeigen, dass beide Elternteile sie nach wie vor uneingeschränkt lieben und dass sie mit der Trennung nichts zu tun haben. Und auch wenn die Kinder an erster Stelle stehen, so ist es das Paar, was sich getrennt hat und diese Trennung auch überwinden darf. Hier geht es sehr viel um Selbstliebe, Selbstwert und gegenseitigen Respekt, was auch immer zur Trennung geführt hat.
2. Kommuniziert respektvoll, klar und achtsam
Klare und respektvolle Kommunikation ist ein sehr wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Zusammenarbeit. Beide Eltern sollten sich bemühen, ihre Meinungsverschiedenheiten auf eine konstruktive Art und Weise zu besprechen und dabei achtsam miteinander umzugehen. Ist dies nicht möglich, sollte jemand als Vermittler eingeschaltet werden, der keine persönlichen Interessen für eine Partei hat.
Eine gute Kommunikation ist im Grunde fast genauso wie die, die man zu Anfang einer Beziehung hatte und genau darin liegt die Aufgabe. Deshalb braucht es hier oft ein gutes Training und den sukzessiven Aufbau des gegenseitigen Vertrauens als Elternpaar statt Liebespaar.
Ich sage meinen Paaren dabei immer, dass sie sich im Grunde nicht wirklich trennen, sondern nur ihre Familienstruktur ändern, so dass es für alle wieder passt. Wenn man es so anschaut, kann es meist auch gelingen, später neue Partner in die neue Familienstruktur zu integrieren, ohne sich gegenseitig gram zu sein. Gemeinsam darauf hinzuarbeiten, sollte in aller Interesse sein, da es für die Kinder immer besser ist wenn sie beide Eltern an wichtigen Festen bei sich haben können.
3. Schafft klare Grenzen und Regeln
Klare Grenzen und Regeln sind wichtig, um sicherzustellen, dass jeder Elternteil eine gleichberechtigte Rolle in der Erziehung seiner Kinder spielen kann. Es ist wichtig, dass Eltern gemeinsam entscheiden, welche Regeln und Grenzen für ihre Kinder gelten sollen und sich bemühen, diese gemeinsam umzusetzen. Dass dies nicht immer gelingt, ist normal. Aber auch hier sollte eine vergebende innere Haltung der Grundstein des gemeinsamen Co-Parenting Weges sein. Denn jeder Mensch macht Fehler und insbesondere dann, wenn wir emotional nicht geklärt sind, haben wir die Tendenz, Fehler zu machen und den Menschen, der uns verlassen hat, anzugreifen. Jedoch sollte der ehemalige Partner immer vor den Kindern positiv erwähnt werden. Wenn man mal nicht versteht, was der Andere gerade mit den Kindern ausgemacht oder getan hat, ist der Griff zum Telefon oder das persönliche Gespräch zeitnah nötig. Denn hier können sich sonst ungelöste Kleinst-Probleme einschleichen, die sich mit der Zeit aufstauen, bis der große Knall kommt. Wenn so etwas vor den Kindern geschieht, hat das Folgen für eure Kleinen, auch wenn das nicht immer sofort ersichtlich ist. Deshalb lieber einmal zu viel nachfragen, was der Andere mit der Aktion bezwecken wollte, als sich tagelang seinen eigenen Reim darauf machen, bis es deine Wahrheit geworden ist.
4. Bleibt flexibel und offen für Veränderungen
Die Bedürfnisse von Kindern, aber auch eure eigenen, können sich im Laufe der Zeit ändern, und es ist wichtig, dass ihr als Eltern flexibel bleibt und bereit seid, euch anzupassen. Eltern sollten in der Lage sein, auf Veränderungen im Leben ihrer Kinder zu reagieren und ihre Pläne entsprechend anzupassen. Und so ist es auch, wenn eines der Elternteile seine Pläne ändert. Insbesondere wenn ein Umzug ansteht, neue Partner ins Leben kommen oder sogar neue Kinder, ist das jedes Mal ein Ruck, der durch das Familiengefüge geht. Es muss jedem bewusst sein, dass mit jeder neuen Seele, die hinzukommt, auch die ganze Familie eine Veränderung erfährt. Diese kann im Bestfall eine Bereicherung sein, aber eben auch herausfordernd für die Gefühlslage der Ursprungsfamilie. Gerade in diesen Zeiten ist eine glasklare und achtsame Kommunikation sowie ein respektvoller Umgang mit allen Beteiligten unerlässlich.
5. Sucht euch bei Bedarf Unterstützung von außen
Ein Co-Parenting Coaching oder eine Mediation kann dabei helfen, Konflikte zwischen den Eltern zu lösen und eine bessere Zusammenarbeit zu ermöglichen. Insbesondere die Neutralität des Coaches ist hier meist der Schlüssel zum langfristigen Erfolg. Auch kann es emotionale Trigger lösen und die Tür für mehr Verständnis des jeweils anderen aufstoßen. Im Grunde ist es so, dass wenn ein Paar sich sicher ist, dass es als Paar nicht mehr zusammen sein will, dennoch nötig, eine Paarberatung in Anspruch zu nehmen, wenn Kinder beteiligt sind. Denn man trennt sich zwar als Liebespaar, aber eben nicht als Eltern. Die bliebt man ein Leben lang!
Ich selbst habe zahlreiche Paare während der Trennung begleitet und sie haben alle ihren Weg gefunden, die Kinder vor Schaden zu bewahren und sich selbst treu zu bleiben. Deshalb glaube ich immer an jedes Paar, was sich aus Liebe trennt. Denn es ist auch Liebe, sich gegenseitig loszulassen, wenn es einfach nicht mehr anders geht. Dann heißt es vor allem, die Kinder Stück für Stück an die neue Lebenssituation zu gewöhnen, und gleichzeitig sein eigenes Herz zu heilen, um auch weiterhin gute Eltern zu sein.
Abschließend möchte ich sagen, dass Co-Parenting nur gelingt, wenn beide Partner gewillt sind, an sich zu arbeiten und neben ihrem eigenen Wohl, das Wohl der gemeinsamen Kinder an erste Stelle stellen. Die eigene Herzheilung nach einer Trennung kommt dabei dem gleich, wenn man im Flugzeug einen Druckabfall hat und sich zuerst die Sauerstoffmaske aufsetzt, bevor man seinem Kind beim Aufsetzen der Maske hilft. Denn nur glückliche Eltern können glücklich Beziehungen zu ihren Kindern pflegen und sich entsprechend so verhalten, dass diese innerhalb einer Trennung dennoch Sicherheit empfinden. Deshalb ist es so wichtig, sich selbst von allen Emotionen zu befreien und klar, strukturiert und vertrauensvoll mit dem anderen Elternteil umzugehen. Das verhindert Missverständnisse und falsche Erwartungen.
Bucht euch gerne im Paargespräch oder auch einzeln ein kostenfreies Erstgespräch, um meine Lösungswege kennenzulernen und damit aktiv etwas für das Gelingen eurer Co-Parents Beziehung zu tun.
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